Wer hätte es gedacht – ich liebe es, Luft zu bewegen!

Veröffentlicht am 1. Dezember 2025 um 09:08

Gestern bin ich im Netz über einen Beitrag gestolpert, der mich wirklich zum Nachdenken gebracht hat. Da wurde erklärt, dass Musik im Grunde nichts anderes ist als Luft, die in Bewegung geraten ist. Technisch gesehen stimmt das natürlich: Instrumente und Gesang bringen die Luft zum Schwingen, die Welle trifft auf das Ohr – zack, wir hören Musik.

Aber sind wir mal ehrlich: Musik ist doch so viel mehr als nur bewegte Luft.

Musik ist Stimmung. Musik ist Emotion. Songs wie "We are the Champions" sind der beste Beweis dafür. Wenn dieser Song läuft, ändert sich die Atmosphäre im Raum schlagartig. Das bringt mich zu der Frage: Sind wir Musiker damit eigentlich die "Herren der Stimmung"?

Ich denke: Ja. Zumindest haben wir das Zepter ein Stück weit in der Hand. Natürlich gehört immer auch der Kontext dazu. Wenn ich bei einer Beerdigung anfange, "Polonaise Blankenese" zu spielen, werde ich die traurige Grundstimmung der Veranstaltung kaum in eine Party verwandeln können (und sollte es wohl auch nicht!). Aber grundsätzlich haben wir die Macht, den Raum zu verändern.

Wenn der Funke überspringt

 

Genau hier liegt der Kern dessen, was ich an der Musik so liebe. Es geht um diese fast schon magische Verbindung, die zwischen mir als Musiker und dem Publikum entsteht. Wenn diese Verbindung einmal steht, dann habe ich es in der Hand.

Früher, das gebe ich offen zu, war mein Antrieb oft ein anderer. Ich habe darauf geschaut, wie viel Geld ich verdienen kann. Und mir war mein Image enorm wichtig. Ich wollte mich stilisieren, wollte unbedingt als der "coole Rockmusiker" wahrgenommen werden.

Das liegt glücklicherweise lange hinter mir. Dieses "Stilisieren" habe ich abgelegt. Heute ist mein primäres Ziel, den Menschen gute Unterhaltung zu bieten. Ein Auftritt ist für mich dann erfolgreich, wenn ich das Funkeln in den Augen sehe, das Lächeln in den Gesichtern und wenn die Menschen mitsingen. Das gibt mir heute mehr, als jede Gage es könnte.

Ein Nachmittag in Kaufbeuren

 

Gerade gestern wurde mir das wieder so richtig bewusst. Ich wurde gefragt, ob ich bei einer Adventsfeier in einem Behindertenheim in Kaufbeuren spielen könnte. Ohne zu zögern habe ich "Ja" gesagt – hatte aber im Eifer des Gefechts völlig vergessen zu fragen, was mich eigentlich erwartet. Wie alt sind die Leute? Wie viele werden es sein?

Im Endeffekt saß ich dann vor ca. 20 Menschen unterschiedlichsten Alters. Der Raum war klein, gemütlich, also habe ich auf jegliche Technik verzichtet. Ich weiß ja, dass meine Stimme laut genug ist, und mit meiner Dreadnought-Gitarre war ich bestens gerüstet.

Ich habe mein Set spontan komplett umgeworfen und einfach aus dem Bauch heraus gespielt. Eine bunte Mischung: alt, neu, deutsch, englisch. Und von Lied zu Lied habe ich gespürt, wie genau diese Verbindung, von der ich oben sprach, immer fester wurde. Wir haben zusammen Advent gefeiert, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die schönste Entlohnung

 

Als ich zusammengepackt habe, kam jeder einzelne Bewohner zu mir, um sich per Handschlag zu verabschieden. Ich bekam sogar eine Karte von den Heimmitarbeiten, auf der alle Bewohner (der Gruppe die anwesend waren) unterschrieben hatten. Mit einem unglaublich guten Gefühl bin ich nach Hause gefahren.

Und als wäre das nicht genug, entdeckte ich heute Morgen noch eine WhatsApp-Nachricht vom Leiter der Gruppe auf meinem Handy:

"Hallo Doc Fetzer, bin gerade vom Dienst nach Hause gekommen. Vielen Dank, dass Du bei uns warst. Sicher hast Du auch gemerkt, wie gut das unseren Bewohnern gefallen und getan hat. Ich würde mich auf eine Fortsetzung freuen. Wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt. Vielleicht verbunden mit einem Gottesdienst bei uns im Haus oder bei einem Sommerfest."

Da wusste ich wieder: Ja, genau dafür mache ich Musik. Nicht für das Image, nicht primär für das Geld, sondern dafür, dass Menschen sich bedanken, weil man ihnen eine gute Zeit geschenkt hat.

Ich liebe es eben doch, Luft zu bewegen – vor allem, wenn sie Herzen berührt.

Keep on Rockin’, Euer Doc Fetzer

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