Here I go again!

Here I go again!

Ich habe es schon einmal alles erzählt, allerdings finde ich es selbst nicht mehr. Whitesnake und speziell der Song HERE I GO AGAIN, hat bei mir ganz viel Bedeutung in meinem Leben. Wo anfangen und wo aufhören?

Ich bin in einem Städtchen in Unterfranken aufgewachsen. In Bad Königshofen. Es war sogar das Ende Deutschlands, denn am Stadtrand war direkt neben dem Straßengraben die Grenze zur DDR. Wir waren eine relativ große Clique, die sich schon vom Kindergarten her kannte. In der Schule waren wir dann sowas wie eine eingeschworene Gang. Als ich so pi mal Daumen 12 Jahre alt war, kamen die Skateboards auf. Jeder hatte eines. Wir natürlich auch. Die 70er Jahre haben sich dem Ende zugeneigt und wir haben uns Filme angeschaut wie „THE WANDERERS“ und „THE WARRIORS“ und schon war klar – wir sind auch eine Gang.

(Beide Filme debütierten 1979).

Ebenfalls 1979 kam auch die LP LOVEHUNTER von Whitesnake heraus. Die Musik kannten wir nicht, aber im örtlichen Schreibwarenladen – den es übrigens heute immer noch gibt – gab es Rücken-Aufnäher. Und unsere Gang hatte ja noch keinen Namen, und auch noch kein cooles Logo. Auf dem Aufnäher war groß der Schriftzug WHITESNAKE der aus einer Schlange bestand. Und dazu das Coverbild der LP. Wir fanden alle diese große Schlange cool, dass da eine nackte Frau drauf war, egal, Hauptsache Schlange!

Ich weiß nicht mehr wie viele wir am Anfang waren, aber es waren weit über 30 Kids, die mit dem Abzeichen rumliefen. Und andere fanden das auch toll, und wären gerne dabei gewesen. Eines hatten wir alle gemeinsam: Keiner von uns hatte jemals einen Song von Whitesnake gehört. Ich glaube zu dem Zeitpunkt hatte noch gar keiner Realisiert, dass WHITESNAKE eine Band ist.

1982 war unser Club schon beträchtlich gewachsen. Die Skateboards hatten wir getauscht gegen Mofas und Mopeds. Wir hatten hier schon erste Chapter gegründet, weil auf einmal alle bei uns dabei sein wollten. Manchmal haben wir es tatsächlich geschafft und waren mit mehr als 100 Mopeds unterwegs. Das muss lustig ausgeschaut haben. Lange bevor man was gesehen hat, Geknatter von vielen Mopeds, und dann eine Riesenmeute von Mopeds. Wenn dann längst keiner mehr zu sehen war, hat man noch lange die Mopeds gehört – und gerochen. Auf jeden Fall waren wir auf einer Feier, in Bunddorf. Da hat man noch stilecht mit Plattenspieler gefeiert. Und einer von den Jungs rief – „So, ich lege jetzt die neue Whitesnake LP auf!“ Es wurde still, und alle warteten was da jetzt kommt. Das Original HERE I GO AGAIN, mit dem epischem Orgel-Intro! Wir waren alle Hin und Weg.

1987 – kurz bevor ich umzog, brachte WHITESNAKE das Album 1987 heraus. Und darauf die neue Version von HERE I GO AGAIN. Aus der Schulbuben-Gang war ein gestandener MC geworden. Für mich war klar, dass ich da wegmusste. Es war so viel Schräges passiert, was mein Leben total auf den Kopf gestellt hat. Ich wusste, wenn ich dableibe, dann gehe ich unter! Meine Familie wusste natürlich, dass ich gut 400 km wegzog, aber nicht wirklich warum. Von den Kumpels wussten es nur ein paar wenige.

Hier im Allgäu habe ich dann zum ersten Mal angefangen, mich mit dem Song näher zu beschäftigen. Klar habe ich ihn immer mit gegrölt, wenn er gerade lief. Logo haben wir ihn mit jeder Band gespielt, in der ich mitgespielt habe. Aber so richtig mit dem Lied habe ich mich bis dahin nie beschäftigt. Irgendwo hatte ich gelesen, dass Coverdale nach dem Ende von Deep Purple ziemlich fertig war. Coverdale lebte ja damals in München, bzw. am Ammersee. Gar nicht so weit weg von meinem jetzigen Wohnort. Er schrieb damals, dass er ziemlich frustriert und depressiv war, weil er immer alleine war. Das kam mir irgendwie bekannt vor.

Ich habe, glaube ich drei Anläufe gemacht den Song aufzunehmen. Jetzt 2022 habe ich es dann mit Matthew Brett endlich richtig hinbekommen. Ich wollte immer noch warten, was ich mit der Aufnahme machen soll, oder nicht machen soll. Wink des Schicksals: gestern (24.08.23) starb Bernie Marsden. Coverdale ist zwar derjenige, der den Text schrieb, die Musik stammt jedoch von Bernie Marsden. Ich finde, ein begnadeter Musiker. Seine Frau hat heute Nacht einen Post gemacht, dass Bernie daheim im Kreis mit seiner Frau und seinen Töchtern friedlich eingeschlafen sei, und dass er bis zum Schluss der Musik verfallen war, und neue Songs geschrieben hat.

Bernie Marsden – Ruhe in Frieden – und Danke für jede Einzelne Note!