Meine Geschichte mit Clemens Bittlinger

Ein Wahnsinn wie die Zeit rennt! 

 

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Ich kann mich wirklich noch supergut erinnern. Ich bin in einem verschlafenen kleinen Städtchen aufgewachsen (Bad Königshofen) und zu Beginn der 80er Jahre bin ich über den dortigen Marktplatz gelaufen. Ich habe damals schon Musik gemacht. Orgel war mein Instrument. Tolle Sache - komplette Band in einer großen Holzkiste. Just an besagtem Tag laufe ich über den Markplatz und auf einer Bank vor einem Brunnen saß ein junger Mann der Gitarre gespielt hat.
Ich wollte nicht dass er mitbekommt wie sehr ich davon fasziniert war - also habe ich mich auf eine Bank direkt daneben gesetzt. Ich fand das total cool. Einfach wo man gerade will Musik machen. Das konnte ich mit meiner Orgel nicht.
Ich bin dann trotzdem mit dem Typ ins Gespräch gekommen. "Ich heiße Clemens, und wenn Du auch Gitarre spielen lernen möchtest, dann komm doch heute Abend ins Gymnasium - da gebe ich einen Gitarre Kurs - ach ja - und bring eine Gitarre mit!"
Meine Schwester hatte eine Gitarre - also war ich natürlich sofort am start. Ich dachte mir okay meine Orgel hat 122 Tasten, 12 Basspedale und gewiß 20 Schalter - da werde ich doch mit 6 Saiten zurecht kommen. Ich war total elektrisiert. Schon am ersten Abend hatte Clemens Bittlinger uns die beiden Akkorde für ein Lied beigebracht. Zugegeben es klang noch etwas seltsam - aber irgendwas ist ja immer.

Ganz genau weiß ich es wirklich nicht mehr - ich glaube es waren im Ganzen 3 Jahre - die ich bei Clemens verbrachte. Dann sagte er eines Tages im Unterricht, dass er mit dem Gitarreunterricht aufhören muss. Denn er würde jetzt losziehen und mit Konzerten versuchen sein Geld zu verdienen. Und kurz darauf hing dieses Plakat überall in der Stadt.

Clemens Bittlinger geht auf die Bühne

Ich hatte die Idee auch aufgegriffen und besorgte mir eine E-Gitarre und gründete meine erste Band. Ich habe die Geschichte schon so oft erzählt. Unser erster Auftritt war legendär - denn wir zündeten zum Start unseres Konzertes Rauchbomben die wir von den Ami's erstanden haben. So endete unser Konzert innerhalb von Sekunden - denn alle Personen rannten panisch raus - auch wir (die Band).

Die Jahre zogen ins Land. Ich habe immer wieder mal was von Clemens gehört - ohne dass ich Kontakt zu ihm gehabt hätte. Ich habe dann längst im Allgäu gelebt und bin hier mit lokalen Bands durch die Lande getingelt. Natürlich hatte ich gehört das Clemens Bittlinger Pfarrer geworden ist, und dass er bekannt war, weil er christliche Lieder veröffentlicht hat. Jetzt habe ich mit Leuten Musik gemacht die von richtig coolen Typen ihr Instrument gelernt haben. Der Schlagzeuger hat vom Drummer von InExtremo gelernt usw. Der Keyboarder war selbst richtig berühmter Musiker in Polen. Ich weiß selbst nicht warum - aber irgendwie war es mir peinlich zu sagen: "Ich habe Gitarre von einem Pfarrer gelernt!"

2010 habe ich mich nach einigen dramatischen Erlebnissen und auch durch meine heutige Frau zum Glauben bekehrt. Ich habe mich taufen lassen, und nach einiger Zeit fing ich auch an im Worship mitzuspielen. Und natürlich wird sich auch da so unterhalten wie in "normalen" Bands. Auch da wird hin und her debattiert mit den ganz üblichen Fragen. Warum spielst Du das Instrument, wo hast Du das gelernt. Und auf einmal war es total hip sagen zu können - Mein Gitarrelehrer war ein Pfarrer, nämlich der Clemens Bittlinger. Manchen sagt der Namen was. Ich wollte über die Jahre weg immer wieder mal mit Clemens Kontakt aufnehmen. Es hätte mir schon ein bisschen auf den Fingern gebrannt ihm das alles mal zu erzählen. Natürlich hat Clemens keine Zeit für solche Banalitäten. Ich bin immer an der Hürde gescheitert, dass er nicht selbst eine E Mails bearbeitet. Keine Ahnung wer der Mensch ist der die Mails bearbeitet, aber diese Person fand es vermutlich nicht der Erwähnung wert, dem Clemens zu sagen dass ich ihn kontaktieren will? Oder Clemens war einfach zu beschäftigt um sich mit mir zu beschäftigen. Ist letztlich ja auch nicht so wichtig.

Back to the Roots?

Clemens hat wohl Anfang Februar in Bad Königshofen gespielt. 40 Jahre auf der Bühne!  Glückwunsch! Ich wusste nicht, dass ich Dich da überrundet habe lieber Clemens. Bei mir sind es 2023 jetzt 51 Jahre

Aber ich möchte trotzdem Clemens nochmal danken. Durch seine Art hat er mir die Gitarre regelrecht eingepflanzt. Ich gestehe - in den Grundzügen habe ich diese Art kopiert und einige Jahre selbst Unterricht für Gitarre gegeben. Da ich auch Kurse gab, und zum Teil 8 Kurse gleichzeitig am Laufen hatte, kann ich mit so ein bisschen Mini-Stolz behaupten, dass es schon ein paar Hundert Menschen gibt, denen ich eine Gitarre in die Hand gedrückt habe und am ersten Abend die beiden Akkorde für Lady in Black gezeigt habe - und sie heimgeschickt habe mit den Worten "So - das erste Lied kannst Du schon!"

Warum ich das ausgerechnet heute schreibe? Heute habe ich auf meiner Facebook Startseite einen Artikel von Hanns Friedrich gesehen "Clemens Bittlinger feierte 40-jähriges Bühnenjubiläum" gesehen. Und schon ging das Kopfkino los.
Die Fotos habe ich von Hanns Friedrich geklaut. Ich glaube ich muss auch mal ein paar Worte zu Hanns Friedrich schreiben, wie sich unser Leben immer wieder gekreuzt hat. Aber das mache ich nicht mehr heute.

QUELLE: Die Fotos HANNS FRIEDRICH FACEBOOK