Tag 0

Es ist ein bisschen Schwer - das ist sogar doppeldeutig. Ach, nicht nur doppelt - mehrfach. 

Es ist vor allem Schwer das Thema zu erklären, ohne dabei auf das Thema Gesundheit zu sprechen zu kommen. Es ist auch schwer einen klaren Anfang zu finden. Daher steige ich einfach mittendrin ein:

 

Vorweihnachtszeit 2022. Ich habe höllische Schmerzen. Gehen ist eh schon länger ein großes Problem, jetzt aber eine unmögliche Sache geworden.  Bis jetzt ging es noch am Stock vor die Tür, Hund schnell seine "Geschäfte" erledigen lassen. Und dann wieder rein - und so geschafft sein als wäre ich gerade vom Marathon Lauf zurückgekommen. Das war nur möglich mit guter Vorbereitung. Meine Schmerzmedikation rechtzeitig nehmen. Und dann damit leben, dass es stunden braucht, bis ich mich wieder etwas rühren kann. Jetzt undenkbar. Beim Versuch das genauso zu machen, scheitere ich und steh schreiend vor Schmerzen vor der Haustüre. Mein soziales Leben ist bei 0 - schon länger. Nur durch hartes doping schaffe ich es in der Gemeinde auf der Bühne dabei zu sein. Und jetzt geht irgendwie gar nichts mehr. Konsequenz: Arzt, der schickt mich direkt ins Krankenhaus: Zwei Bandscheiben sind raus, Spinalkanal fast (wieder) zu, Neuroforamen zu, Arthrose, Osteochondrosis usw. Viele Begriffe - noch mehr Schmerzen. Was macht man im Krankenhaus? Operativ traue man sich nicht, denn ich wurde an dieser Stelle, die jetzt Ärger bereitet schon 2018 operiert. Also macht man symptomatische Bekämpfung. Heißt übersetzt: Opium bis zum Abwinken gepaart mit Physiotherapie. Von außen betrachtet denkt man sich sicherlich - okay mit dem Opium kommt irgendwann die Dosis, wo die Schmerzen weg sind - falsch gedacht!

Es war tatsächlich so, dass ich komplett zugedröhnt war, die Schmerzen aber immer noch Hölle waren. Im Rollstuhl - und komplett gefühlt Endstation! 

Ich fühlte mich komplett erniedrigt. Da meine Blase nicht mehr mitspielen wollte musste ich täglich mehrfach katheterisiert werden. Ich lag in einem Zimmer, das kein Bad hatte, und ironischerweise keinen Vorhang. Ich lag also mehrfach unfreiwillig zur Peepshow da und wurde quasi zur Schau gestellt. 

Als ich meinen Missmut äußerte wurde ich aus der klinischen Behandlung entlassen, und zur Reha angemeldet. 

Ich war geistig darauf eingestellt, dass dann in der Reha alles besser werden wird. Ich hatte so die stille Hoffnung, dass ich dort durch Physio usw. beweglicher werden würde. Dass dann endlich alles bergauf gehen würde. Mir war natürlich vollkommen bewusst, dass ich längst zu viel Körpergewicht hatte. 

Meine Idee: in Reha mobilisiert werden, dadurch Körpergewicht verlieren und gleichzeitig Schmerzen zumindest reduzieren.  Gute Idee - oder?

Der Arzt in der Reha hat mich dann schockiert, und als ich dachte okay das Schlimmste habe ich längst hinter mir, lernte ich - dass es immer noch eine Steigerung gibt. 

"Ihr Rücken ist sprichwörtlich im Arsch, die Hüfte kaputt, Knie total im Eimer, Sprunggelenk  kurz vor Game over. Aber - wir werden hier nicht viel machen können.  Nicht nur weil sie immer wieder bewusstlos umfallen, sondern das Problem ist: sie haben Adipositas permanga!

Was ist das? Salopp gesagt: die höchste Stufe von zu dick! Aber halt auch - eine ernsthafte Erkrankung bei der die gravierenden Folgeerkrankungen quasi schon anklopfen. In meinem Fall sei es so, dass der Stoffwechsel sich verabschiedet hat. "Sie können tun, was sie wollen - sie werden in den nächsten 24 Monaten - längstens - nochmal 40 - 80 kg zunehmen, und das werden Sie nicht überleben!" So kurz hat mir der Arzt das um die Ohren gehaut. Was tun? Ja ich weiß, jetzt denkt jeder, na ist doch einfach: weniger Essen, mehr Sport.  Okay das wäre vielleicht theoretisch möglich, aber praktisch: Ich war schon im letzten Frühjahr rein von der gesundheitlichen Seite so weit, dass ich eigentlich im Rollstuhl hätte sitzen müssen und sollen. Ich habe mit allen Kräften versucht mich dagegen zu stemmen. Aber das Ergebnis waren immer mehr Schmerzen, immer weniger Bewegungsfähigkeit, und immer mehr Körpergewicht. 

Der Arzt sagte mir, dass mein Stoffwechsel schläft und sagt "egal was da kommt, ich lager alles ein - in Form von Fett!" Innerhalb von 12 Monaten mehr als 40 kg zugenommen! "Sie brauchen dringend eine bariatrische OP!" Was auf Deutsch bedeutet: Magenverkleinerung! Die Idee dahinter verstehe ich voll: Durch den Eingriff soll genau das Gegenteil des letzten Jahres passieren. Durch den Eingriff soll ich 50 - 60 kg innerhalb eines Jahres verlieren. Dadurch soll es möglich sein mich mehr zu mobilisieren, und dadurch wiederum weniger Schmerzen zu haben.  Und letztlich dadurch soll eine sinnvolle Therapie an Rücken, Hüfte, Knie, Sprunggelenk möglich sein. 

Nun sind wir also beim Eigentlichen! Heute ist mein Tag 0! Längst sitze ich im Rollstuhl. Heute werde ich mit einem speziellen Fahrzeug nach München gefahren und darf bei einem Professor für bariatrische Medizin in der Innenstadt-Klinik vorsprechen! Ab heute beginnt ein neuer Kampf! Meine Chancen sind nicht besonders rosig, denn auch mein Bauch hat eine Operation hinter sich. 2017 - Aneurysma im Bauch - mit großen Komplikationen. Sprich mein Bauch ist total vernarbt. 

Ich hoffe, dass ich den Professor heute überzeugen kann. Und dass er den Mut hat, da reinzuschneiden! 

Ob ich Angst habe? Ja! Aber die Alternative gefällt mir gar nicht!

Heute am 20.03.2023 ist mein Tag 0!

Für Diagnosen-Freaks meine Diagnosen:

  • 1967 starke Innenohrschwerhörigkeit (auf Lippenlesen angewiesen)
  • 2010 Diagnose-Stellung: diverse Bandscheibenvorfälle und Protrusionen, fortgeschrittene Osteoporose
  • 2017: Bandscheibenvorfall, multiple Gleitwirbel
  • 2017: Z.n.  Aortenaneurysma - Y-Prothese 
  • 2018: Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose: Sequestrektomie
  • 2019 Lungenemphysem
  • OSAS mit CPAP
  • Arterieller Hypertonus
  • großes Loch in der Nasenscheidewand
  • Steatosis hepatis II
  • mikroangiopathische Marklagerveränderung
  • Lumboischialgie
  • Kompression von Nervenwurzeln und Nervenplexus bei Bandscheibenschäden
  • Coxarthrose links
  • 4. Gradige Chondropathie u. Knorpelriss Knie links, reaktives Spongiosaödem, Horizontale Ruptur im lnnenmeniskushinterhorn und Pars intermedia, die Pärs intermedia ist verkürzt und subluxiert. II. chondropathie am lateralen Tibiaplateau Fokal IV' K;;r$reinrisse retropatellar medial und in der femoralen Gleitrinne zentral' synovitis mit ausgedehntem Erguss, Baker-Zyste. Diffus ödematöse Veränderungen popliteal 
  • neurogene Blase
  • konvulsive Bewusstseinsstörungen
  • 2022 Treppensturz Ägypten (ca. 10m) Prellungen, Schürfungen ganzer Körper, Fraktur im Sprunggelenk li. Bänderriss aller drei Bänder li. SG
  • Diabetes Mellitus Typ 2
  • Chronische Schmerzen Stadium III
  • Hyperlipidämie
  • Adipositas permanga
  • komplexe PTBS
  • komplexe DIS
  • mittelgradige bis schwere Depression