Herzlich willkommen beim Docs Rock Blog! Schön, dass du reinschaust. Ich bin Doc Fetzer, und meine große Leidenschaft ist der Rock'n'Roll.
Ist Musik nicht mehr magisch?
Draußen ist es definitiv Herbst geworden. Schmuddelwetter, kalt, nass – die erste Erkältung klopft an und zwingt mich zur gesanglichen Pause.
Passend zur Wetter-Stimmung werde ich ein bisschen nachdenklich. Nichts wirklich tiefgreifendes, aber ich gebe mich den Gedanken hin.
Schlichtweg alles ist in Bewegung. Unaufhaltsam ändert sich permanent alles. Ob man will oder nicht. Beim Durchstöbern alter Dateien auf meinem Computer fällt mir auf, wie anders ich doch noch vor ein paar Jahren Musik gemacht habe. Wie anders ich gespielt, gesungen und aufgenommen habe. Zwangsläufig gerate ich in eine Spirale des Denkens. Ich versuche, mich zurückzuerinnern. Zurück zu meinen musikalischen Anfängen. Wow – da wird mir echt schwindelig. 53 Jahre zurück. Das ist nicht einfach.
(Ich muss an dieser Stelle einwerfen: Durch meine komplexe PTBS und DIS fällt es mir wirklich nicht leicht, mich an früher zu erinnern. Vieles weiß ich nur aus Erzählungen – hauptsächlich von meiner Mutter.)
1972: Vom Kindergarten zur Rock'n'Roll-Orgel
Versuchen wir es trotzdem. 1972! Ich war im Kindergarten. Traumatechnisch gab es hier täglich Misshandlung durch die Kindergärtnerin. Aber genau in dieser Zeit habe ich zur Musik gefunden.
Wegen meiner Schwerhörigkeit und dem daraus resultierenden Hörproblem bin ich damit aufgewachsen, dass ich Menschen nur gut verstehe, wenn ich die Lippen sehe. Die Kindergärtnerin legte das als „unfolgsam“ aus und schlug mich.
Doch es gab ein Zwillingspaar im Kindergarten, die mich oft mit nach Hause nahmen. In ihrem kleinen Haus mit neun Kindern stand eine elektrische Orgel. Die zog mich magisch an. Ich lernte, dass es beim gleichzeitigen Abspielen bestimmter Töne ein Brummeln im Bassbereich gab, was ich spürte. Eigentlich Krach, doch für mich war es ein Türöffner ins Reich der Musik!
Ich bekam dann auch eine Orgel und Unterricht. Und direkt auch ein Türöffner ins Reich der Rockmusik. Die gelernten Schlager und Volksmusiklieder machten zwar meine Mama glücklich, aber für mich war es reizvoller, mich mit Rock anzufreunden. Die Orgel hatte eine Begleitautomatik mit der Option „Rock“! Wenn ich einen Akkord griff, erklang Rock’n’Roll. So fing ich an, die alten Lieder auf Rock zu spielen. Meine Mama war entsetzt, dass ich aus „Schlafe mein Prinzlein“ einen Rock’n’Roll im Stil von Elvis machte.
Was ich noch weiß: Mit meinem Orgel-Lehrer, Herrn Filbry, hatte ich meinen ersten Auftritt in einem Lokal – meine Rock-Version von „Schlafe mein Prinzlein“, noch bevor ich eingeschult wurde.
Blasmusik, Gitarren und glühende Röhren
Einige Jahre später kam die Blasmusik in mein Leben, ich bekam ein Waldhorn. Meine Karriere als Blasmusiker endete jedoch jäh, als sich ein Schulfreund versehentlich auf das Instrument setzte und es total verbeulte.
Gleichzeitig fing ich mit der Gitarre an. Mein Lehrer war Clemens Bittlinger, der damals in meiner Heimatstadt lebte. Als Rockmusiker fand ich es früher etwas peinlich, bei einem Pfarrer und später bekanntem christlichen Liedermacher gelernt zu haben. Heute finde ich das total cool.
Mit etwa 12 Jahren bekam ich meine erste E-Gitarre. Ich war fasziniert von Elvis, Buddy Holy und Co. Es war eine Semiakustische, die ich lange Zeit ohne Verstärker spielen musste.
Als wir anfingen, zusammen zu spielen, entdeckten wir die Welt der alten Röhren-Radios. Ein Radiotechniker baute sie uns so um, dass wir die E-Gitarren daran anschließen konnten. Aus heutiger Sicht eine gefährliche Sache – die Radios gingen oft kaputt, rissen die Boxen oder fingen sogar an zu brennen. Ich bin dankbar, dass nie Schlimmeres passiert ist. Der Klang war aber richtig cool!
Später kamen dann die ersten Transistor-Verstärker. Der Sound war gewöhnungsbedürftig, aber es wurde deutlich lauter. Wir versuchten, unsere Sessions auf Kassettenrecorder aufzunehmen, was aber unerträglich klang. Trotzdem waren wir total glücklich, Songs wie "Smoke on the Water" spielen zu können. Wir waren die Könige, spielten in unserer Fantasie vor Tausenden von Menschen, auch wenn wir nur in einem kleinen Proberaum im Pfarrheim standen. Ich war längst im Musiker-Fieber.
80er, 90er und die Suche nach dem perfekten Sound
In den 80ern hatte ich meinen Führerschein und spielte in einer namenlosen Band 30 km entfernt. DIO, Judas Priest – das waren unsere Idole. Es ging immer darum, das Equipment zu tunen.
Wir fragten uns: Wie finanzieren wir das Ganze? In der Rhön wurden wir angesprochen, uns an einer Faschingsveranstaltung zu beteiligen. Ganz klar: Rock-Klassiker mit lustigen deutschen Texten! Wir dachten, man würde uns nach dem ersten Song bitten aufzuhören. Aber das Publikum flippte total aus! Sie tanzten, grölten und jubelten. Wir mussten unsere fünf Lieder mehrmals spielen und fühlten uns wie Helden!
In den 90ern lebte ich in München, arbeitete als Fachpfleger in der Anästhesie und war auf dem Sprung zur Luftrettung. Mein Musikerherz schlug weiter: Röhrenverstärker, Sendeanlagen, große Gesangsanlage. Meine eigene Band: White Moray! Wir schrieben nur eigene Songs. Damals entstanden viele Songs, die ich heute aufnehme und veröffentliche. Mein damaliges Equipment, ein 4-Spur-Rekorder, lieferte aber keine brauchbare Aufnahme.
Mitte der 90er zog ich ins Allgäu. Beruflich voll in der Luftrettung, musikalisch bei der Coverband ARIZONA, die ausschließlich auf Motorradtreffen spielte. Fünfzig Lieder in wenigen Tagen lernen, üben mit aufgerissener Stereoanlage, um mit meinem Gitarrenverstärker mithalten zu können. Das war hart, aber die Auftritte vor Tausenden von feiernden Leuten waren fantastisch. Meine riesige Gitarrenanlage mit Röhrentopteilen und selbstgebauten Boxen brauchte einen eigenen Autoanhänger.
Jahrtausendwende und die digitale Revolution
Als ich mit der Band THE FRINX unterwegs war, gab es eine Single. Kurz darauf gab es aber keine Plattenspieler mehr.
Mit meiner Band WHEEP UP zur Jahrtausendwende kam uns nach unzähligen Versuchen mit Mehrspurrekordern eine Idee: Wir nutzten unser Live-Equipment in unserer geräumigen Verwaltungsetage eines stillgelegten Brauereigebäudes, um auf Mini-Disk aufzunehmen. Im Studio wurden daraus die CDs BURN und WHITE MORAY. Wir waren stolz! Die 500er-Auflagen waren schnell verkauft, aber wir hatten die Reproduzierbarkeit vergessen.
Für die dritte CD, SO MANY THINGS, versuchten wir Ähnliches mit einem 8-Spur-Rekorder. Es war verhext, es klang immer schräg. Den Song "JUSTICE IS HERE" schrieb ich, als 9/11 passierte. Er wurde damals als MP3 veröffentlicht und war durch die Aktualität des Themas wochenlang Platz 1 auf ersten Internetplattformen.
Aufnahmetechnisch entwickelte ich mich weiter. Der PC mit Cubase wurde mein Begleiter. Über Jahre versuchte ich, hörbare Ergebnisse zu erzielen – oft mit viel Delay und Reverb, um alles zu „verschlimmbessern“. Die Zeit war knapp, denn ich war mit bis zu fünf Bands gleichzeitig aktiv und unterrichtete.
Ein Neuanfang aus der Krise
Ein echtes Schlüsselerlebnis war 2017. Eine schwere Erkrankung – ein großes Aortenaneurysma im Bauch – hätte beinahe mein Leben beendet. Mir wurde klar: Wenn ich sterbe, sind alle meine Lieder weg.
Hier entstand der Wunsch: Meine Songs in hörbarer Qualität so aufzunehmen, dass sie für immer veröffentlicht sind. Ich musste mich neu mit dem Thema Recording beschäftigen. Die große Herausforderung bis heute ist meine Schwerhörigkeit. Wenn ich Musik so aufnehme, wie sie für mich gut klingt, hört sie sich niemand mehr an.
Ich habe viel durch Internet und Social Media gelernt und hatte aufgrund meiner Krankheit Zeit im Überfluss. Das Know-how und die Technik konnte ich verbessern. Bei Mix und Master bin ich auf andere angewiesen, da ich das Ergebnis selbst nicht richtig einschätzen kann. Ich habe mit Matt (England) und dann mit Nico (Italien) zusammengearbeitet, die Mix und Master übernommen haben. Mittlerweile probiere ich mich aber immer wieder selbst an Try and Error.
Instrumental kann ich mittlerweile alles digital lösen, Gesang mit Tricks wie dem Haas-Effekt.
Die Magie der Musik lebt
Warum habe ich das alles aufgeschrieben? Die Erkältung hat meine Pläne durchkreuzt. Beim entspannten Frühstück im Bett entdecke ich in der Zeitung eine Schlagzeile: „Ein Lied wird zum Rätsel“ über den Song „SUBWAYS OF YOUR MIND“. Jemand fand ihn auf einer Kassette, aber niemand wusste, wer ihn gemacht hatte. Die Suche dauerte 17 Jahre, bis sich herausstellte, dass es ein Demosong einer Band aus den 80ern war. Die Band hat den Song jetzt neu aufgenommen.
Das ist doch eine coole Geschichte, oder? Musik ist also nach wie vor magisch.
Was ist deine älteste musikalische Erinnerung? Oder welche unerwartete Wendung hat deine Musikgeschichte genommen?
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